Reisetagebuch La Réunion Teil 9: Museum Villele

Freitag, 22. November 2013

Heute trafen wir uns wie immer um acht Uhr in der Schule. Mit dem Bus ging es dann ohne die Austauschschüler um halb neun zum Museum Villele. Das Museum besteht aus einem alten Herrenhaus einer Familie, die eine Zuckerrohrfabrik mit Sklaven hatte. Frau Feddersen suchte zunächst unseren Guide. In dem Garten hinter dem Gebäude war ein Zelt der Académie des Dalons. Es wurden Früchte ausgestellt und man hat uns einheimische Spezialitäten wie z.B. manioc sucré und salé oder gateau de patates douces angeboten, die einige von uns auch probiert haben. Eigentlich waren die Informationsstände für mehrere Grundschulklassen aufgebaut, die an diesem Tag ebenfalls die Plantage besuchten und dort auf dem Rasen lustigerweise auch Verkehrserziehung machten mit Miniatur-Zebrastreifen, Ampeln usw.

Nach diesem kleinen kulinarischen Erlebnis begann unsere Führung. Der Guide führte uns durch das ehemalige Herrenhaus der Familie Desbassyns-Villèle und erklärte uns die verschiedenen Funktionen der Räume. Zu Beginn wurde uns der Stammbau der Familie vorgestellt und wir wurden daraufhin gewiesen, dass es eine “gute” und eine”schlechte” Seite der Familie gab. Zum einen förderten sie den Zuckerrohranbau, importierten die erste Dampfmaschine und verhalfen der Insel damit zu wirtschaftlicher Bedeutung, auf der anderen Seite wurden viele Afrikaner von ihnen versklavt.

Danach wurden wir weiter durch das Haus geführt. Besonders merkwürdig fanden wir, dass die Menschen früher im Sitzen geschlafen haben, da sie glaubten, dass die liegende Position den Toten gehöre. Durch das Sitzen sei ausserdem auch die Verdauung gefördert worden. Abschliessend wurde uns noch einmal bei einem Gang durch die ehemalige Krankenstation und durch eine Darstellung an einer Mauer deutlich gemacht, wie grausam die Sklaverei war und unter welchen Bedingungen die Sklaven damals lebten. Es wurde ebenfalls sehr drastisch beschrieben, wie es Sklaven erging, die versuchten zu fliehen. Erst 1848 wurde die Sklaverei abgeschafft und diese Abschaffung wurde auf La Réunion auch erst verkündet, nachdem im Dezember die Ernte des Zuckerrohrs abgeschlossen war. Da die gesamte Führung auf Französisch war, übersetzte uns Frau Feddersen die schwierig zu verstehenden Informationen – Merci!

Nach dem Mittagessen in der Schulkantine, welches heute deutlich besser geschmeckt hat als an unserem
ersten Tag hier, verbrachten wir die restlichen Stunden in der Schule. Demnächst werden wir hoffentlich dem
Vergleich von französischer Schule auf La Réunion und deutscher Schule wie wir sie gewöhnt sind noch einmal
einige Zeilen widmen.

Carina und Julia und Julia (und Fe)


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